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Aliento. Arte de Colombia
24 Nov 2013———2 Feb 2014

Insgesamt zehn künstlerische Positionen
beschäftigen sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit den problematischen Verhältnissen des lateinamerikanischen Landes.

——————————Kolumbien ist für die meisten Europäer weitestgehend unbekannt, lediglich Nachrichten über Drogengeschäfte, Menschenrechtsverletzungen und Entführungsfälle sorgen einstweilen für Aufsehen. Anders als diese Informationen vermuten lassen, ist Kolumbien dennoch ein Land mit hohem Bildungsniveau und kulturellem Anspruch. Unterschiedlichste Einflüsse aus der Karibik, Afrika und den Nachbarländern schlagen sich in Musik und Kunst nieder.
Eben diese Vielfalt zeigt sich auch in der Ausstellung „Aliento“. Insgesamt zehn künstlerische Positionen beschäftigen sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit den problematischen Verhältnissen des lateinamerikanischen Landes.

Oscar Muñoz’ Werke „Aliento – Atem“ – die auch Pate für den Titel der Ausstellung steht – und „Schicksalsline“ befassen sich in subtiler und doch eindrucksvoller Weise mit dem Themenkomplex der Erinnerung: Durch das Anhauchen von Spiegeln erscheinen Porträts von Verstorbenen und Vermissten Personen oder rinnen auf einen Wasserfläche projiziert durch seine Finger.
Fernando Arias wirft mit seinen Arbeiten einen kritischen Blick auf den Kunstmarkt, in dem der Künstler häufig zum Spielball von Sammlern und Galeristen wird. In seiner Fotografie mit dem ketzerischen Titel „Wer bietet mehr?“ trägt er im wahrsten Sinne des Wortes seine Haut zu Markte.

Körperlich sind auch die beiden Videoarbeiten von Liliana Vélez Jaramillo, auf dem Boden kauernd und nur leicht bekleidet leckt sie den Fußboden sauber und prangert damit dem Umgang der kolumbianischen Ober- und Mittelschicht mit ihren Hausangestellten an.
Miguel Àngel Rojas widmet einen Teil seines Schaffens der in Kolumbien herrschenden Drogenproblematik. Provokativ stellt er Blattgold oder Dollarnoten Fragmenten und Ausschnitten aus Kokablättern einander gegenüber und zeigt damit, dass für viele Kolumbianer der soziale bzw. finanzielle Aufstieg nur über das Geschäft mit Rauschmitteln möglich ist. Aber auch Krieg und Gewalt sind immer wieder auftauchende Motive.
Auch für Juan Manuel Echavarría und Doris Salcedo bilden diese Gräueltaten immer wieder den Ausgangspunkt für ihr künstlerisches Schaffen. Für beide ist dabei der Kontakt zu Tätern wie Opfern gleichermaßen bedeutend. Während Echavarría die Betroffenen in Workshops ihre Erlebnisse bildnerisch und in Form kleiner Texte zu Papier bringen lässt, führt Salcedo intensive Gespräche, in deren Folge wuchtigen Skulpturen aus Alltagsgegenständen und Beton entstehen und schafft so Monumente für die Ewigkeit.
Äußerst dramatisch schildert auch das Künstlerduo Fernando Pareja & Leidy Chavez die sie umgebende Brutalität. Durch Sound- und Lichteffekte erwecken sie aus Wachs bestehende Miniaturfiguren zum Leben, die sich unter schmerzhaften Schreien in einen Abgrund zu stürzen scheinen.
Von den gesellschaftlichen Ereignissen ihres Landes zwar bedrängt, stellen sich die Künstler dennoch immer wieder dem internationalen, kunstimmaneten Diskurs der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, entwickeln dabei jedoch ihre ganz eigene Bildsprache.
So erinnert Antonio Caros Schriftbild „Colobmia“ in seiner global verständlichen Werbetypografie Coca-Colas nur auf den ersten Blick an die Werke Andy Warhols oder anderer PopArt-Ikonen.
Eine wichtige Rolle für viele kolumbianische Künstler nimmt auch immer noch Marcel Duchamp ein. Besonders deutlich zeigt sich dies in den Arbeiten von Àlvaro Barrios, der mal als Duchamps alter Ego Rrose Sélavy oder in anbetender Weise vor Duchamps „Fahrrad“ dem Betrachter gegenüber tritt.
Auch María Fernanda Cardoso zählt Duchamp zu ihren Vorbildern, ihre aus konservierten Insekten und Fröschen bestehenden Skulpturen sind dabei jedoch keine klassischen Readymades. Viel mehr geht es ihr dabei um das menschliche Verhalten in der heutigen Konsumgesellschaft.

Nach der erfolgreichen Ausstellung „puntos de vista“ im Jahr 2007  – die einen Überblick über das Kunstgeschehen in ganz lateinamerika gab – wurde dem Kunstmuseum Bochum zum zweiten Mal Zugang zu der in Europa einmaligen Daros Latinamerica Collection, Zürich gewährt. Hier konnten die Kuratoren Werke für eine erneute Schau in Bochum zusammenstellen, die noch durch einzelne Leihgaben der Künstler erweitert wurde, um so einen möglichst aktuellen Blick auf die Kunst Kolumbiens werfen zu können.

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