—————————— Es interessiert das Zusammentreffen unterschiedlicher Weltbilder, das zu neuen Kultur- und Kunstäußerungen führt. Im Falle der reichen, uns fremden Kultur der Eskimos gibt es vergleichsweise wenige Künstler, die sich unmittelbar auf deren geistige Vorstellungen und entsprechende Formensprache berufen. Zu nennen wären die Surrealisten Asgar Jorn oder Henry Moore.
Für diese Ausstellung hat sich ein interdisziplinäres Team gebildet: der Völkerkundler Dr. Jean-Loup Rousselot, der Künstler Lutz Fritsch und das Kunstmuseum Bochum. Gemeinsam erarbeiteten sie einen unkonventionellen Blick auf die Kunst aus dem Nordpolargebiet. Die Ausstellung argumentiert visuell. Sie will Faszinationen beim Betrachter auslösen und unter diesem Gesichtspunkt wurden die Exponate nach unserem künstlerischen Verständnis ausgewählt: Gegenstände der Jagd, des Fischfangs oder des Kultes werden weniger nach chronologischen, geographischen oder ethnographischen Kriterien gewählt und installiert, sondern nach “ästhetischen” Merkmalen. Zu den Ausstellungsstücken gehören gleichermaßen archäologische Funde, historische Alltagsutensilien, Kult- und Gebrauchsgegenstände und zeitgenössische Kunst der Eskimos.
Die Ausstellung ist Teil einer konzeptionellen Reihe des Museums Bochum, die sich mit der Rezeption und Integration unterschiedlicher Kulturen in die so genannte Hochkunst des 20. und 21. Jahrhunderts befasst.
Aus den Erfahrungen, die der Künstler Lutz Fritsch während seiner Arktis-Expedition sammelte, ist die Ausstellungsdramaturgie “hell-dunkel” abgeleitet. Unser Blick in diesen Naturraum mit seinen spezifischen Lichtverhältnissen, bisweilen ohne Horizont, findet keine Relationen und kann sich nicht verorten. Lutz Fritsch verarbeitet dies in seinen Filmen, Fotografien und Zeichnungen, die eine eigene Abteilung der Ausstellung darstellen. Auch in der Inszenierung der Exponate der Eskimo-Kultur lässt Lutz Fritsch seine Faszination für diese Welt durchblicken.
Der Besucher erhält die völkerkundliche Grundinformation über Herkunft und Bedeutung der Objekte, die in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum für Völkerkunde durch Jean-Loup Rousselot erstellt wurden. Darüber hinaus dokumentiert der circa 6-stündige Filmbeitrag “Nunavut” von der Igloolik Isuma Productions, einer von Eskimos geführten Filmproduktion, einen anderen Blick auf das Leben der Inuit.