—————————— 2013 kam Jens Ullrich für sechs Monate als Residencekünstler der Kunststiftung NRW nach Mumbai. Sofort fasziniert von dem pulsierenden Leben auf den Straßen begann er sich kontinuierlich die Geschäftsviertel zu erschließen.
Der Handel mit Waren findet dort direkt auf den Straßen, oder in weit geöffneten Ladenlokalen statt. Als Künstler begeisterte ihn das prachtvolle, überbordende Angebot von Objekten und Materialien. Besonders in den Stadtvierteln, in denen Maschinen und Motoren gehandelt werden, fielen ihm an den Fassaden der Ladenlokale Schilder auf, deren präzise Schriftgestaltung und gradlinige Malerei dem Geist der funktionalen Ingenieursprodukte sehr genau nachempfunden zu sein schienen. Alle diese Schilder waren mit „Sadar Art“ und einer entsprechenden Jahreszahl signiert. Die Handschrift dieses einen Malers hatte offensichtlich nichts mit der schwungvollen und bunten Schildermalerei gemein, wie sie sich etwa auf indischen Bussen oder LKWs finden lässt.
Seinem gestalterischen Prozess liegt die genaue Kenntnis der Objekte zugrunde.
Voll Begeisterung durchkämmte Ullrich die Geschäfte, sprach mit anderen Schildermalern und recherchierte in Telefonbüchern, um die Identität des unbekannten Malers herauszufinden. Die spärlichen Hinweise der Geschäftsinhaber führten schließlich weit weg von dem Stadtteil Fort in den Norden Mumbais nach Malad. Dort stieß er schließlich auf den entscheidenden Mittelsmann, der den Maschinenmaler Davindar Singh Sokhi alias Sadar Art zu einem Treffen überredete.
Nach einer Vielzahl an Treffen, konnte der Deutsche den Schildermaler zu einer gemeinsamen Ausstellung in die Galerie des Goethe Instituts Mumbai einladen. Für den „Handwerker“ der erste Auftritt in einer Kunstinstitution!
Davindar Singh malt mit Lackfarben auf dünne Aluminiumplatten. Die Technik ähnelt der Gestaltung echter Maschinengehäuse: Farben und Materialien sind identisch. Seinem gestalterischen Prozess liegt dabei eine genaue Kenntnis der Objekte zugrunde. Die Bilder sind eine gekonnte Reduktion komplexer Apparate, die auf die wesentliche Funktion und deren weithin gute Erkennbarkeit reduziert werden. Zeichen moderner, pragmatischer Werkzeuge, einfacher und klarer, als es Fotografien leisten könnten.
Für die erste gemeinsame Ausstellung im Max Mueller Bhavan 2013 fertigte Davindar dreißig neue Maschinen- und Gerätecutouts an. Wie bei seinen Geschäftsschildern üblich werden diese nun auch in Bochum mit einigen Zentimetern Abstand zur Wand installiert wodurch die volumenbetonende Malweise noch unterstrichen wird.
Mit der Ausstellung Hello Mr. Singh! möchte Jens Ullrich die Gelegenheit ergreifen, Davindar Singh Sokhis Kunst durch einige Originale aus der Sammlung von Thomas Ruff und eigene Fotografien diverser Schilder in situ in Mumbai vorzustellen.
Dank der finanziellen Unterstützung der IFA und des Goethe Instituts Mumbai werden Davindar Singh Sokhi und seine Mitarbeiterin Harlin Kaur Sokhi auch zur Eröffnung der Bochumer Ausstellung anwesend sein.