——————————Im Jahre 1960 wurde die Städtische Kunstgalerie gegründet. Der erste Direktor, Dr. Peter Leo, setzte den Sammel- und Ausstellungszeitraum von 1945 bis in die Gegenwart fest.
Er tat sich als ein Europäer der ersten Stunde hervor, der Europa zu Zeiten des Kalten Krieges nicht vor dem Eisernen Vorhang enden ließ. Nach nur zehn Jahren erweiterte er Kunstbesitz so, dass eine Umbenennung zum „Museum Bochum“ erfolgte.
Von 1972 bis 1997 übernahm Dr. Peter Spielmann die Leitung des Hauses. Als gebürtiger Tschechoslowake und Kenner der osteuropäischen Kunstszene ermöglichte er durch seine Kontakte einen in der BRD einzigartigen Blick auf die aktuelle Kunstszene, der so genannten Ostblockstaaten. Er erweiterte den zeitlichen Rahmen dahingehend, dass internationale Kunst seit 1900 ausgestellt und gesammelt wird.
Im Jahre 1983 wurde der immer noch innerhalb der Museumsszene herausragende Neubau der dänischen Architekten Bo und Wohlert eröffnet.
Dank des mäzenatischen Engagements des Privatsammlers Helmut Klinker konnte die Stadt aus seiner Sammlung in den 80er Jahren günstig ankaufen.
Seit dem Jahre 1997 leitet Dr. Hans Günter Golinski das Institut.
Es gehört zum Selbstverständnis dieses städtischen Museums, eine Balance zwischen lokalen Bedürfnissen und überregionalen Ansprüchen zu finden. Es gilt, die am Ort vorhandenen künstlerischen und kulturpolitischen Energien für eine Identifikation stiftende Arbeit zu mobilisieren und zugleich national und international wirksam zu werden.
Neben den sammlungsbezogenen, monographischen oder gattungsorientierten Ausstellungen gehört es zur Tradition des Hauses, interdisziplinäre und kontextstiftende Kunstbetrachtung zu fördern. Künstler und Kuratoren haben begonnen, die frontale Situation zwischen Kunst und Betrachter in den Museen aufzulösen und die Besucher in ihre Arbeit einzubeziehen.
Als Mittler zwischen Kunst und Betrachter beobachten wir, dass in Zeiten technischer Bilderfluten und virtueller Welten das Gefühl für das Einmalige, Unwiederbringliche, das Authentische verloren geht und zugleich ein „visueller Analphabetismus“ herrscht. Vor diesem Hintergrund sehen wir unseren politischen Auftrag darin, zum emanzipierten als selbstbestimmten Sehen zu leiten, gleichermaßen in der Kunst wie im Alltag. Neben dem Befördern, Initiieren und Erforschen von Kunst, besitzt deren Vermittlung einen besonders hohen Stellenwert. Ein Museum für zeitgenössische Kunst stellt auf vieldeutige Weise eine „soziale Einrichtung “ dar, unter anderem ist es die gesellschaftliche Institution, die sich mit den aktuellen Kommunikationsformen in Kunst und Alltag beschäftigt, sie überprüft und hinterfragt. Das Kunstmuseum darf nicht zur leistungsorientierten Bildungsanstalt oder kommerziell ausgerichteten Freizeiteinrichtung verkümmern, wenn es die emanzipatorische Kraft von Kunst erfahrbar machen soll.
Wir beanspruchen, ein besonderer Ort zu sein, der anderen Orten unähnlich ist, ihnen widerspricht, sich ihnen entzieht. Pointiert formuliert geht es darum, das Museum in Widerspruch zur Gesellschaft zu verorten, es nicht anzupassen, sondern provokant auszusondern.
Statt den Sinn eines zeitgenössischen Museums in der „Aktualität“ zu erschöpfen, geht es um „Alterität“ und „Andersartigkeit“.
Vor dem stilistisch heterogenen Hintergrund der Bochumer Sammlung ermöglicht eine thematische Präsentation einen Zugang, der die gewachsenen Strukturen der Sammlung bewahrt, eine Vielzahl von Werken vereint und dem Betrachter einen möglichen Kontext verschafft. František Kupkas Gemälde Le rêve hat der Jubiläumsausstellung die Idee und den Titel gegeben; die Wechselwirkungen zwischen den Begriffen Kunst und Traum eröffnen für die Kunstbetrachtung ein weites Feld von Überlieferungen und Assoziationen, wobei allem voran die Aspekte der Ilusion und der Gegenwirklichkeit zum Tragen kommen. Traum, verstanden als Wunsch, Begierde und Obsession, Alb, Trauma oder Vision und Utopie erfasst charakteristische inhaltliche Facetten der Bochumer Sammlung. Unter vier Aspekten werden Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier in diesem Sinne eher unkonventionell gruppiert.
Religiöse, kosmische und andere romantische Visionen
Werke von František Kupka, František Kobliha, Jan Zrzavy, Wilhelm Morgner, Willi Baumeister, Cy Twombly, Günter Uecker, Frank Stella, Louise Nevelson, Francis Bacon
Utopien – jenseits von Zeit und Raum – und ihre ästhestischen Folgen
Werke von Kazimir Malevich, Josef Sudek, Wladyslaw Strzeminski, Lovis Corinth, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Christian Rohlfs, Jean Arp, Emil Cimiotti, Johannes Brus, Gerhard Hoehme, Ernst Wilhelm Nay, Karl-Otto Götz, Emil Schumacher, Antonio Tapies, Serge Poliakoff, Pierre Soulages, Josef Albers, Ulrich Erben, Kuno Gonschior, Katharina Grosse, Gerhard Richter
Wunsch, Freude, Lust und Begierde
Werke von Ossip Zadkine, Marino Marini, Alexander Calder, Allan Kaprow, David Hockney, Salomé, Sigmar Polke, Schröder-Sonnenstern, Heinz Breloh, Norbert Tadeusz
Vom Albtraum zum Kriegstrauma
Werke von Otto Gutfreund, Ernst Barlach, Wols, Kurt Weinhold, Robert Capa, Franz Radziwil, Asgar Jorn, Karel Appel, Constant, Lucebert, Henry Moore, Jean Fautrier, Richard Oelze, Roberto Matta, Bernhard Schultze, Arnulf Rainer, HAP Grieshaber, Maxim Kantor, Wolf Vostell, Jochen Gerz, Zofia Kulik
Der Maler Lothar Götz entwickelt aus dem Farbspektrum des Gemäldes „Le Rêve“ von František Kupka Farbinterventionen in Form von Farbparavants, die die Ausstellung gliedern.