Mit der von der Stiftung der Sparkasse Bochum zur Förderung von Kultur und Wissenschaft finanzierten Aufstellung der Lebensgröße Dresden vor dem Kunstmuseum im Jahr 2018 wird in Bochum dauerhaft eine der zentralen Arbeiten des Kölner Bildhauers Heinz Breloh (1940 – 2001) gezeigt. Sie ist ikonisches Zeugnis einer individuellen künstlerischen Position: In den 1980er-Jahren entwickelt Breloh das Konzept der Bewegungs- und Körperspuren, in denen der Künstlerkörper zum Werkzeug im Arbeitsprozess wird. Mit seinen Bewegungen formt er die Gestalt und Oberfläche von Gipsvolumen, seine körperliche Ausdehnung im Raum bestimmt die Grenzen der Plastik und definiert diese als Negativraum.
Durch die Lesbarkeit von Brelohs Körpereinschreibungen wird die Lebensgröße zur Spur seiner Anwesenheit im Entstehungsprozess. Sie bezeugt eine Identität zwischen künstlerischer Handlung und Werk, womit das tätige Bildhauerindividuum Heinz Breloh gleichsam Thema der Plastik wird. Die Auseinandersetzung mit diesen körperlichen wie intellektuellen, sinnlichen wie geistigen Erfahrungen, lassen Heinz Breloh zur Konzeption des Bildhauers als Sechsender finden.
Er definiert sich als Künstler, der mit Kopf und Geschlecht, mit Händen und Füßen spürt, fühlt, denkt und formt. Ausdruck erfahren diese Vorstellungen nun in der Gestaltung der Kunstwerke mit seinen Händen, deren Expressivität er als gesamtkörperliches Ereignis begreift. Die so gewonnenen Freiheiten in der Formung ermöglichen neue Werkgruppen. Auch in ihnen realisiert er Plastiken aus der Reflektion seiner bildhauerischen Tätigkeit. Er thematisiert die Dualität von positiven und negativen Volumen, von körperlicher Anwesenheit und Abwesenheit, von Druck und Gegendruck.
In diesen Untersuchungen zum Verhältnis zwischen Künstler und Materialität ist Brelohs Plastiken das Thema des arbeitenden Bildhauers in verschiedenen Facetten immanent. Daher gilt für das gesamte Œuvre: Heinz Breloh ist der Bildhauer als Sechsender.