—————————— Entlang eines belebten Küstenstreifens im Nordwesten von Mumbai wächst eine kleine Mangrovenart. Der lichte Wald, bei jeder Flut vom Meer umspült, bei Ebbe freigegeben und begehbar, ist ein Restfragment der hier einst auf den ursprünglichen Inseln vorrangig ansässigen Vegetation.
Dieser Ort ist von außen betrachtet eher ein hermetischer Körper, bei Betreten zudem ein Unort, im offiziellen Bild der Stadt nicht vorhanden und damit gleichzeitig eine fast private Rückzugsmöglichkeit für Menschen deren Wohnsituation kaum Privatsphäre zulässt. Aufgrund der Gezeiten bleibt das Gebiet nur temporär zugänglich und was hier passiert entzieht sich der allgemeinen Wahrnehmung: Material-Fragmente, die das Meer mit den Gezeiten heranspült, um Äste und Stämme wickelt, mit jeder neuen Flut fester schnürt oder weiter trägt, bleiben unberührt und ungestört, in gewisser Weise unsichtbar.
Ein eigener Kosmos entfaltet sich. Kulisse, Installation, Kuriositätenansammlung, Müllhalde, Zauberwald.
Im assoziativen Gedankenspiel zeigen sich gebaute Bilder, die das Wissen um die zunehmende Vermüllung der Meere zwar einbeziehen, darüber hinaus aber weitere Ebenen für Seherfahrungen öffnen. In ihnen sieht die Becherschülerin Natascha Borowsky weniger das Dokumentarische als das Poetische, Installative, eher den Zauberwald statt einer Müllhalde, ‚Räume‘ mit starker eigener Ausstrahlung.
Der installative Charakter dieser quasi von der Natur selbstorganisierten Situationen erinnert teils an das rituelle Verknoten von Stoffstücken an Ästen ausgewählter Bäume in Gedenken an Verstorbene. Baumverehrung ist seit dem Altertum überliefert und hat auch in Indien Wurzeln.
Andere Ensembles wirken befremdlich wie Zitate zeitgenössischer künstlerischer Installationspraktiken.
Die Situation bleibt temporär, verändert sich mit den Gezeiten, befindet sich in einem Prozess fortdauernder Bewegung und Wandlung: Transition.