Mit Blick auf die Geschichte der Region und mit dem Wissen um das Fehlen historischer Sammeltradition richtete sich das Interesse anfänglich auf zeitgenössische Kunst, wodurch die Ausstellung nun, quer durch alle Gattungen – von Malerei über Skulptur bis hin zu Foto- und Videokunst – einen Bogen von der klassischen Moderne bis zur Gegenwartskunst spannt. Die Heterogenität der hochrangigen Exponate, die sonst Büros, Firmenfoyers, Kassenbereiche, Konferenzräume oder Kantinen schmücken, lässt sich bereits beim Eintritt ins Museum feststellen. Joana Deltuvaités, auf den ersten Blick kitschig wirkende, Private Portraits, die Glücksbringer und Maskottchen zeigen, die die Künstlerin auf Schreibtischen von Angestellten vorfand, treffen auf eine neogotische Darstellung der Heiligen Barbara und eine bronzene Bergarbeiterin Constantin Meuniers.
Ein Selbstportrait Wolf Vostells blickt auf drei im feudalen Darstellungsmodus inszenierte Portraits von Pieter Hugo. Während Vostell sich in der Manier Tizians mit einer Kamera als Teil des eigenen Gesichts und somit mit politischen Impetus als kritischer Künstler präsentiert, verleiht Hugo mit seinen Judges der schwarzen Bevölkerung mittels tradierter Symbole der Weißen Würde und Selbstsicherheit.
Ein vollkommen anderes Ziel verfolgen Kurt Schwitters oder Arman, die durch Ästhetisierung und Nobilitierung Alltagsgegenstände zur abstrakten Kunst werden lassen. Ihren Eigentümern eröffnen sie dadurch unerwartete Einblicke in die eigenen Arbeitsbereiche, wie Autoindustrie, bei John Chamberlains Riroriro Pongo und Energieversorgung in den Werken Conrad Felixmüllers oder in Sebastian Möllekens Tagebau Garzweiler II.
Die Ausstellung, eine Kooperation zwischen dem Kunstmuseum Bochum und pro Ruhrgebiet e.V., bietet den Museumsbesuchern die Möglichkeit Kunstwerke zu entdecken, die sonst schwer oder gar nicht zugänglich sind.
Thematische Verbindungen zwischen Unternehmen und ihren jeweiligen Kunstwerken lassen sich innerhalb der Ausstellung ebenso finden, wie sie einen Gang durch die deutsche Kunstszene der Nachkriegszeit ermöglicht: Willi Baumeister, dessen abstrakte Werke Inspiration für zahlreiche informelle Künstler waren, trifft auf Malereien von K. O. Götz, Fred Thieler und Emil Schumacher. Aber auch deren Schülergeneration ist mit Gerhard Richter, Konrad Klapheck oder Kuno Gonschior vertreten, die sich gegen die gestisch-abstrakte Malerei wandten, um zu einer präzisen Gegenständlichkeit beziehungsweise einer analytischen Farbtheorie zu gelangen.
Die Altmeister der Fotografie Bernd und Hilla Becher, werden im Umfeld ihrer Schüler gezeigt. Werke von Candida Höfer, Axel Hütte, Thomas Struth und Andreas Gursky beweisen neben Fotografien des Japaners Sugimoto oder der Serie Weiterbauen von Stefan Becker und Christine Steiner regen das Interesse an diesem vergleichsweise jungen Medium.
Überraschende Werke international renommierte Künstler wie René Magritte, Christo und Jean-Claude, Per Kirkeby und Damien Hirst sind in den Firmensammlungen des Ruhrgebiets vertreten.
Die Ausstellung präsentiert insgesamt 83 Werke von 72 Künstlern und kann trotzdem nur exemplarisch für die Vielschichtigkeit, die Leidenschaft und das fördernde Engagement der Unternehmen der Region stehen, die bei vielen der beteiligten Leihgeber weit über das Sammeln hinausgeht.